Wider Erwarten haben wir es tatsächlich geschafft unseren Gary auf eigener Achse und allen Rädern zurück nach USA zu bringen. Sogar das Schneckenhaus sitzt noch da wo es hingehört und bis auf ein paar sturzbachartige Wassereinbrüche bei dem ein oder anderen Gewitter hat Gary die 23,000km gut gemeistert. Nach der Zeit in Mexiko gabs bei der Wiedereinreise in die USA erstmal zusätzlich zum üblichen Grenzterror einen ordentlichen Kulturschock. Aus ruppigen Dirttracks wurden plötzlich zehnspurige Autobahnen, aus freundliche Mexikaner misstrauische Amis und statt den 46 Grad im Schatten, die uns in Mexicali die Hirne gekocht haben, waren es nur noch 18. Außerdem ist hier gerade noch der Patriotismus am überkochen, denn dieses Wochenende ist „Independence Day“. Aber genug von Amerika, nach 8 Wochen Mexiko ist es Zeit für einen kurzen Abriss über das Land der Kakteen.
Was man über Mexiko wissen sollte:
Mexikaner sind permanent betrunken und schaffen es ohne Probleme den deutschen Bierkonsum in den Schatten zu stellen. Wer kann es ihnen auch verübeln bei Aussentemperaturen, die einem erlauben abends um acht Uhr ein Spiegelei auf dem Asphalt vorm Haus zu garen. Bier gibt es selbst in Orten, die keine ganze Fussballmannschaft zusammen bekämen. Es ist immer eiskalt und wird bevorzugt aus der 1,2 Liter Flasche genossen. Warum auch mit weniger zufrieden sein, wenn man mehr bekommen kann.
Mexikanische (toll-free) Straßen sind beschissen und sofern sie asphaltiert sind, voll mit Schlaglöchern der Größe eines Nissan Micra. Sind sie nicht asphaltiert, haben sie meistens fiese Querrillen, die für Mixer-Feeling sorgen. Dafür sind die Schlaglöcher aber dann größer. Damit man nicht vor die Problematik gestellt wird, wohin man fahren soll, haben die Mexikaner konsequent auf Beschilderung verzichtet. Sollte man doch auf Schilder treffen, zeigen sie in die falsche Richtung. In diesem Zusammenhang ist es besonders empfehlenswert, wie wir keine richtige Karte zu besitzen und sich mit einer ADAC Übersichtskarte durchzuschlagen. Geschwindkeitsbegrenzungen müssen übrigens grundsätzlich ignoriert werden und ergeben in 90 Prozent der Fälle auch soviel Sinn wie eine Winterjacke in der Sahara.
Mexikaner mögen laute Musik. Besonders dann, wenn es eine abgedrehte Form von Schlager in Verbindung mit Blasmusik ist. Die Lautstärke der Musik ist dann genau richtig, wenn man nicht mehr verstehen kann was sein Nebenmann an Weisheiten von sich gibt. Politiker werden auch nur als solche akzeptiert, wenn sie ihre Wahlwerbung auf oben beschriebene Art in Songs verpacken und dann mit Megaphonen durch die Straßen plärren.
Auf den ersten Blick kommen einem auch die mexikanischen Einheiten bekannt vor: Meter und Stunde hat man ja auch in Europa schonmal gehört. Allerdings scheinen die Zahlen hier anders geordnet zu sein. Fährt man auf einen Ort zu, ist man laut Straßenschild zuerst 100km entfernt, dann 130km und dann plötzlich 90km. In Wirklichkeit sind es wahrscheinlich 200km und die Boys vom Straßenverkehrsamt waren wahrscheinlich mal wieder zu betrunken. Vielleicht hängt die Sache aber auch mit der mexikanischen Stunde zusammen, die scheinbar etwa doppelt so lange ist wie ihr europäisches Pendant. Die Zeit, die in Hängematten gegammelt oder sonstwo gepennt wird, zählt man einfach nicht mit. Am Straßenrand im Schatten liegende Mexikaner sind übrigens nicht tot, oder wie amerikanische Penner im Crystal Meth Koma, sondern einfach am Päuschen machen. Herzinfarkte kommen hier jedenfalls mit Sicherheit selten vor und von Stress hat hier auch noch keiner gehört.
Außerdem und mit Sicherheit nicht zu letzt sind Mexikaner die gastfreundlichsten und nettesten Leute, die mir bis jetzt begegnet sind. Wir haben mehr als einmal Hängematten oder Stellplätze zum Übernachten angeboten bekommen, durften uns vor Restaurants breit machen und deren Klos benutzen, es wurde uns Essen geschenkt und das ein oder andere Bier angeboten. Wir wurden eigentlich überall freundlich empfangen und können bis auf die paar Kackaktionen mit den Cops und dem Militär kaum etwas negatives berichten. Die Sicherheitslage ist nochmal eine andere Sache. Wir wurden mehr als einmal auch von Einheimischen für völlig bekloppt erklärt, als wir von unserer Route berichtet haben. Überfälle und Straßensperren scheinen auf einigen Straßen (früher?) wirklich häufiger vorgekommen zu sein. Mittlerweile ist allerdings die Militärpräsenz dermaßen gesteigert, dass wir zumindest keinerlei Probleme (mit Kriminatlität) hatten. Dafür hat uns dann das Militär aber ständig genervt. Alles in allem ein mehr als gelungener Trip! Viva Mexico!
P.S. Wir gammeln übrigens im Moment in LA und heute hieß es: Öttinger Boyz go Hollywood! Wir haben auch prompt unseren Lieblingsstar am Promihimmel des Sunset Strip entdeckt: Joe Penner! Ansonsten gibts bei eisigen 20 Grad wieder das übliche Amerikaprogramm. Gute Skateparks, Geschmacksexplosions-Soft Drinks und jetzt noch der Verkauf von unserer rollenden Hütte.